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Original Hartensteiner Stern aus dem Erzgebirge

  • Autorenbild: en roUTE
    en roUTE
  • 20. Dez. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Feb.

Eine Geschichte vom Erwerb einer Rarität



Zu DDR-Zeiten war es aufwendig und teilweise umständlich, die original erzgebirgische Schnitz- und Drechselkunst, wie Pyramiden oder Schwippbögen, zu erwerben. Jemanden zu kennen (der jemanden kennt…) oder den richtigen Moment abzupassen, um an diese Produkte «heranzukommen», war von Vorteil und nicht selten ein Wink des Glücks. Das betraf auch den heiss begehrten Hartensteiner Stern, den es nur auf Zuteilung gab.

Hartensteiner Stern

Die Firma produzierte zwar ganzjährig, aber an nur einem Tag im Jahr konnten sich die DDR-Bürger für einen Stern in Hartenstein anmelden. Dieser Tag lag im Monat Februar. Zu dieser Zeit überzog das Erzgebirge meistens eine dicke Schneedecke und die Kälte liess die Menschen eigentlich schnell wieder in ihre warme Stube laufen.

 

Die abgezählten Nummernlose wurden ausschliesslich vor Ort ausgereicht, so dass jeder Interessierte den Weg direkt zur Firma antrat. So war es auch mit unserer Familie. Kollegen meiner Mutter verfolgten dasselbe Ziel und sie entschlossen sich, gemeinsam nach Hartenstein zu fahren. Nach Feierabend wäre das Vorhaben zu spät gewesen, da sie kein Nummernlos mehr erhalten hätten. Daher verliessen sie – mit stillem Einverständnis des Chefs – in den Vormittagsstunden ihren Arbeitsplatz, um den Zug von Aue nach Hartenstein zu nehmen.  


Hartenstein Produktionsstätte am Markt
Produktionsstätte am Markt

Dort angekommen, sahen sie, dass sich bereits – wie so oft üblich – eine lange Schlange gebildet hatte, die sich in vier Reihen erstreckte. Meine Mutter und ihre Kollegen stellten sich hinzu und harrten aus. Eine andere Option gab es nicht. Die Kälte und der Schnee gestalteten das Unterfangen nicht gerade einfach. Durch das lange Stehen konnten sie irgendwann ihre Füße nicht mehr spüren. Also wechselten sich die Kollegen beim Schlangestehen ab, um hin und her laufen und sich aufwärmen zu können.

 

Nach 6 Stunden Wartezeit hielt meine Mutter ihr ersehntes Nummernlos endlich in der Hand. Die Farbe des Sterns ausgewählt, folgte nun das Warten auf den Abholbescheid - eher ein kleineres Übel und mit Vorfreude verbunden.

 

Wer es nicht kennt, kann sich vielleicht nicht vorstellen, welche Glücksgefühle es auslöste, solch einen Stern zu besitzen. Er war eine Rarität.

 

Unser Stern existiert noch heute und erstrahlt zu Hause in der Advents- und Weihnachtszeit immer wieder aufs Neue.


Wissen:

Der Hartensteiner Stern gehört zu den langen Traditionen der erzgebirgischen Weihnacht. Besuchenswert sind die Weihnachtsmärkte der Bergbaustädte mit ihren Bergparaden, wie das Lichtlfest Schneeberg, die Weihnachtsmärkte in Schwarzenberg, Lößnitz, Annaberg-Buchholz sowie die Spielzeugdorf Seiffen.

 

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