Medias im Siebenbürgischen Weinland
- en roUTE
- 30. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Nov. 2024
Eine Dornröschenperle wacht auf
Die romantische Kleinstadt liegt mitten in Siebenbürgen im Kokeltal/ Karpatenvorland, umgeben von poetischen Weinhügeln und zahlreichen Bergen. Von Alba Iulia (Karlsburg) (2) kommend, ist der Fahrtweg quer durch die Prärie nicht möglich. Es bleibt – zum Beispiel – die Autobahn A1, um bei Santimbru die Abfahrt auf die Landstrasse Richtung Medias (Mediasch) (3) zu nehmen (Dauer 1.30h).

Begleitet von den Flüssen Mures und Tarnava lädt die ländlich-idyllische Route ein, die schöne Landschaft zu geniessen und hier und da auch einmal Halt einzulegen, um weite, traumhafte Blicke auf Wiesen und Auen, dünn besiedeltes Land und Dörfer mit ihren Kirchtürmen und Burgen zu erhaschen.
Sinti und Roma, die früher das Bild prägten, begegneten wir nicht, dafür aber verrostete Wohnwagen am Feldrand, Pferdewagen und mitunter auch Fabrik- und Kolchose-Ruinen. Die Strassen sind nicht sehr stark befahren, so dass man in Ruhe und ohne Stress reisen kann.
Medias liegt den Bergen und Weinreben zu Füßen und präsentiert sich entlang der Tarnava Mare als schlafende Schönheit, die gerade im Begriff ist, wach geküsst zu werden. Zahlreiche Bauarbeiten sind im Gange (2024), um die hübsche Altstadt zu verschönern. Beim Schlendern durch die Gassen stören sie nicht. Vielmehr zeigt sich der Charme alter Gemäuer und der verblasste Glanz siebenbürgisch-sächsischer Architektur, deren einstige Pracht nun zurückgeholt wird.
Gassen von Medias
Es lassen sich eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten entdecken und vor allem die siebenbürgisch-sächsische Kultur erleben.
Margarethenkirche und Deutsche Schule
Die Margarethenkirche an der Deutschen Schule entzückt mit ihrem Innenhof, an dem das Geburts- und Wohnhaus des Gründers Stephan-Ludwig Roth angrenzt (Bild links, Haus hinten links).

Der Weg vom Kirchhof hinein in den träumerischen Garten entfaltet eine Atmosphäre von Ruhe und Stille. Man fühlt sich zurückversetzt in Großelterns Garten – ein Rückzugsort zwischen Blumen, Obst und Gemüse, Werkstatt und Scheune.

Die Kirche mit ihrem charakteristischen, schiefen "Trompeterturm" wartet mit prachtvollem Altar aus der Spätgotik, Malereien und einer kleinen Ausstellung antiquarischer Schul- und Kirchgegenstände auf. Beachtenswert sind vor allem die historischen Siebenbürger Knüpfteppiche. Neben Brasov (Kronstadt) und Sibiu (Hermannstadt) lag auch Medias (Mediasch) an der grossen Handelsroute zwischen Süd und Nord (Königreich Ungarn, Habsburgermonarchie, Osmanisches Reich), wo diese Luxusgüter durch den Zoll gingen, weitergeleitet wurden oder in den Siebenbürger Handelsstädten verblieben.
Kirche mit Altar und originalen Knüpfteppichen

Wie üblich in Siebenbürgen sind auch hier viele Wegweiser, Schilder, Beschreibungen und Ankündigungen auf Deutsch (neben Englisch und Rumänisch) vorzufinden.
Die Vergangenheit bleibt den Einheimischen im Bewusstsein. An ehemalige bzw. ausgewanderte Bürger wird beispielsweise erinnert.
Steigt man die Treppe hinterm Kirchhof hinab, gelangt man zum Markt - das Zentrum der Altstadt.

Bunte, klassizistische Häuser bilden einen Reigen um das kleine Parklein und den Brunnen in der Mitte.
Spätestens hier könnte man eine Pause einlegen oder sich in einem der umliegenden Cafés oder Restaurants niederlassen. Manche nutzen die Gelegenheit zur Muße oder geben sich ein Stelldichein mit Speis und Trank.
Marktplatz und Park
Die vom Marktplatz abgehende Strada Nicolae Iorga führt direkt zum Forkesch-Turm mit kleiner Outdoor-Bibliothek und natürlich wieder Rastmöglichkeiten.
Strada Nicolae Iorga
Der Besuch von Medias lohnt sich! Ein bisschen Zeit im Gepäck und man kann etwas Wissen über Kultur und Leute mitnehmen, vor allem aber wohl verdiente Beachtung schenken. Als ehemalige DDR-Bürgerin fühlte ich mich beim Anblick von Strassenzügen, Häusern, Hinterhöfen und mancher Stadtgestaltung an die ostdeutsche Heimat erinnert, insbesondere - doch nicht ausschliesslich -, weil die Stadt noch unberührt von viel Tourismus wirkt und sich nicht viele Menschen auf den Strassen "tummelten".
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